Videospiele besitzen bis heute einen auch zweifelhaften Ruf. Sie seien gewaltvoll. In diesem Zusammenhang entstand der berühmte Begriff „Killerspiele“. Besonders die Eltern sahen sorgenvoll auf ihre Kinder herab, die Stunden um Stunden mit diesen neuen Medien verbrachten. Aber genau jene Kinder sind heute zum Teil bereits selbst Eltern. Sie kennen diese Materie und verstehen, warum sich die nachfolgende Generation so dafür begeistert. Welche Regeln gelten nun aber für die Kids? Dürfen sie unbegrenzt spielen, weil deren Eltern ebenfalls fasziniert von Videospielen sind? Keineswegs, wie fünf Gamer von sich und ihrer Elternrolle erzählen.
Thomas Haaks, 53, Diplom-Informatiker. Er hat drei Kinder im Alter von 28, 21 und 15
Er erzählt, dass es für seine Kinder Fluch und Segen zugleich ist, dass er Informatiker von Beruf ist. Einerseits kann er die Faszination für Videospiele sehr gut nachvollziehen, da er sich selbst sehr gut damit auskennt. Herr Haaks weiß, dass er nicht einfach seinem Jüngsten sagen kann, er solle doch den PC ausmachen, wenn dieser sich gerade mitten in einer Partie „League of Legends“ befindet. Andererseits ist es dem Vater möglich, mit effektiven Kontrollmechanismen, den Spielekonsum sorgfältig zu überwachen. Abhilfe schafft dabei eine sogenannte Medienzeit. Hierbei dürfen die Kinder selbst entscheiden, was sie in dieser Zeit schauen oder spielen. Inhalte jedoch, die bildungsrelevant sind, werden nicht von der Medienzeit abgezogen. Dazu zählt laut Herrn Haaks Meinung auch das berühmte Bauklötzelspiel „Minecraft“. Zu Kompromissen ist der Vater gerne bereit. Und so darf es auch einmal eine halbe Stunde länger sein, wenn dieses Zugeständnis durch entsprechende Freizeitaktivitäten im Freien ausgeglichen wird.
Oliver Waack-Jürgensen, 55, Physiotherapeut. Mehrere Kinder, Stiefkinder und Enkel
Der nächste Kandidat ist bereits seit 1985 leidenschaftlich Videospieler. Ihm halfen diese Spiele dabei, sich sozial zu integrieren. Onlinespiele haben dazu geführt, dass er viele Menschen kennengelernt hat. Aus virtuellen Freundschaften wurden schließlich echte im „real life“. Während sein erster Stiefsohn die Finger von Spielen lässt, von denen er weiß, dass sie zu schwer für ihn sind, gerät der zweite gerne in Rage. Dies kann so weit führen, dass der Monitor angeschrien wird. Kommunikation ist dann für Oliver das wichtige Element. Seine Enkel, die zwar erst fünf beziehungsweise sechs Jahre alt sind, begeistern sich bereits auch schon für dieses Medium. An Weihnachten zeigte der Familienvater ihnen „Minecraft“. Sofort waren sie begeistert davon und so nahm dieses Spiel einen zentralen Platz während der Feiertage ein. Auch hier wird darauf geachtet, dass der Konsum nicht übertrieben wird. Die schulischen Leistungen und das soziale Verhalten sollten nicht darunter leiden.
Marcus Richter, 42, Moderator und Radiojournalist. Erzieht zwei Kinder mit
Marcus Richter hat auch beruflich mit Videospielen zu tun. Für ihn ist eine Aufklärung über Chancen und Gefahren sehr wichtig. Deshalb thematisiert er bei den beiden Kindern seiner Freundin auch Themen wie Free2Play – Spiele und erklärt ihnen die tückische Seite. Im richtigen Moment vergessen sie seine Worte nicht, so hofft er es zumindest. Verhandlungsarbeit ist auch bei ihm angesagt. Wenn es genug ist mit Spielen, dürfen die Kinder das aktuelle Level noch beenden. Dann ist Schluss. Auch im Urlaub sind Videospiele ein Bestandteil des Tages. Gemeinsam werden dann die unendlichen Weiten eines „No Man`s Sky“ erkundet. Kinder stehen ja bekanntlich sehr auf Raumschiffe.
Caroline Valdenaire, 32, Projektmanagerin. Ein Sohn, fünf Jahre, eine Tochter, drei Jahre
Caroline freut sich immer auf den Moment, wenn ihre Kinder im Bett liegen. Dann heißt es Konsole an und rein in die bunte, nicht unbedingt kinderadäquate Welt. Ihr ist es sehr wichtig, sich bewusst Zeit zu nehmen für ihr Hobby. „Horizon Zero Dawn“ hat sie so sehr fasziniert, dass sie ihrem Sohn gerne die wunderschöne Landschaft gepaart mit toller Aussicht zeigen wollte. Sie sucht nach immer Neuem, was ihn interessieren könnte. Alleine dagegen ist er sehr schnell überfordert bei einem solch komplexen Medium. Paradoxerweise hat er „Journey“, ein Spiel eher an Ältere gerichtet, komplett alleine geschafft.
Kai Roos, 44, Gymnasiallehrer. Vier Kinder, 5 bis 16 Jahre alt
Als ein Schlüsselerlebnis sieht der Lehrer „GTA 5“. Eines Tages richtete sich die Aufmerksamkeit seiner Tochter auf dieses Spiel. Sofort bemühte sich der Vater, sich an die Verkehrsregeln zu halten. Dies gelang nur bedingt und dementsprechend gab es sogleich eine Abmahnung seitens der Tochter. Welches Potential Videospiele haben können, erfuhr er am eigenen Leib, als eine seiner Töchter durch „Animal Crossing“ das Schreiben und Lesen etwas lernte. Im Lehrerkollegium gab es sogar bereits die erste Lan – Party. Nichtsdestotrotz gibt es weiter Eltern, die diesem Thema sehr skeptisch gegenüberstehen. Kai Roos setzt sich mittels der Organisation Child`s Play für digitale Spiele in Krankenhäusern ein. Nicht nur seiner an Leukämie erkrankten Tochter halfen diese Spiele über das Jahr hinweg. Mittlerweile steht im Wartezimmer sogar eine Konsole spielbereit.